Von der falschen Demut
Eine der wichtigsten Tugenden im christlichen Glauben ist unbestritten die Demut. Demut wird aber oft falsch verstanden. Daraus entstehen sonderbare Verhaltensmuster, die die Mitmenschen dazu veranlassen einen weiten Bogen um die Person zu machen, weil sie damit nichts zutun haben wollen. Demut hat nichts mit Selbstverachtung zu tun, sondern soll ein Lebensstil sein, den die Mitmenschen bewundern.
Demut kann negativer Stolz sein
Es gibt Christen, die es als sehr fromm ansehen, wenn sie demütig sind in dem sie sagen, dass sie nichts können und nichts sind. Bei Auswüchsen kann es sogar zu Selbstverachtung kommen. Dies hat aber nichts mit Demut zu tun wie Gott es sieht, sondern ist ein negativer Stolz, denn es geht um MICH. ICH kann nichts und ICH bin nichts. Klar stimmt es, dass die Bibel uns sagt, was wir in Christus sind und was wir in Ihm machen können. Trotzdem hat Gott uns eine Würde gegeben, die wir auch behalten sollen. Schliesslich sind wir Botschafter an Christi Statt und repräsentieren Gott und Sein Reich auf dieser Erde. Darum ist es wichtig zu verstehen, was Demut wirklich ist.
Gott verlangt Demut
Als erstes müssen wir wissen, dass Gott es verlangt:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott (Mi 6, 8).
Das ist die Bedingung Gottes, dass wir demütig sind vor Ihm. Nirgends in der Bibel steht, dass wir demütig sein sollen vor Menschen. Lass mich das erklären: die Bedeutung von Demut nach dem hebräischen Wort anav hat verschiedene Bedeutungen. Z. B. sich selbst erniedrigen, sich züchtigen, hart umgehen mit sich selber, sich selbst demütigen, sich unterwerfen im Sinne von sich unterstellen, schwächen. Ich möchte auf einen Punkt eingehen, und zwar auf sich unterwerfen / unterstellen. Wenn wir uns vor Gott demütigen, dann unterstellen wir uns Ihm. Das ist was Gott will. Er will, dass wir uns Ihm, seiner Herrschaft und seinem Willen unterstellen. Ganz wichtig finde ich, dass wir so über uns denken wie Gott über uns denkt. Ich glaube, dass da die grosse Stärke der Demut liegt. Dass wir das Ebenbild Gottes werden, d.h. das Ebenbild werden was Gott über uns denkt. Es gibt einige Christen, die in diesem Bereich falsch liegen, weil sie zu wenig gut oder aber zu gut über sich denken. Doch es ist wichtig, dass wir die Gedanken über uns haben, die Gott über uns hat. Dass wir uns sehen wie Gott uns sieht oder wie Gott uns berufen hat. Gott hat jedem einen Ruf gegeben und dieser Ruf muss bei uns in Fleisch und Blut übergehen. Er muss ein Teil von uns werden. Wir sollen das denken was unser Ruf oder Aufgabe Gottes in unserem Leben ist.
Was meint Paulus dazu?
Paulus schreibt in Römer 12, 3:
Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben worden, jedem, der unter euch ist, nicht höher von sich zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern so zu denken, dass er besonnen sei, wie Gott einem jeden das Mass des Glaubens zugeteilt hat.
Viele nehmen diese Bibelstelle und sagen, dass man demütig vor andern sein soll. Falsch, hier geht es darum nicht besser oder schlechter über sich zu denken, sondern wie es angebracht ist. Nicht zu viel oder zu wenig. In Kolosser 3, 12-17 steht: So ziehet nun an, als die Auserwählten Gottes, Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und vertrage einer den andern und vergebet euch untereinander, so jemand Klage hat wider den andern; gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr. Über alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seid in einem Leibe; und seid dankbar! Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen in aller Weisheit; lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern und singt dem HERRN in eurem Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des HERRN Jesu, und danket Gott und dem Vater durch ihn. In Vers 12 ermutigt uns Paulus die Demut anzuziehen. Demut zu haben ist eine Willensentscheidung. In den darauffolgenden Versen sehen wir, wie sich Demut auswirkt: wir vergeben einander, wir haben Liebe und diese Liebe ist wie ein Band der Vollkommenheit um uns gewickelt und Gottes Friede regiert uns. Auch wenn das Wort Christi reichlich unter uns wohnt ist dies eine Folge von Demut. Die höchstmögliche Form von Demut ist, wenn wir alles in Worten und Werken im Namen des Herrn Jesu tun.
Vorbilder wahrer Demut
Wie schon gesagt ist Demut wichtig und wir finden sie immer wieder in der Bibel, manchmal nicht ganz offensichtlich benannt, doch können wir sehen, wie Menschen sich demütigen indem sie sich Gott unterstellen. Neben Jesus ist für mich das grösste Vorbild von Demut David. Unser erstes Beispiel steht in 2. Samuel 5, 19 wo David in einer schwierigen Situation steckt:
Und David befragte Jahwe und sprach: Soll ich wider die Philister hinaufziehen? Wirst du sie in meine Hand geben? Und Jahwe sprach zu David: Ziehe hinauf, denn ich werde die Philister gewisslich in deine Hand geben.
So sehen wir an verschiedenen Stellen, dass David in einer schwierigen oder gar aussichts- losen Situation war und er hat es nicht unterlassen, Gott zu fragen. Nein, es war sogar sein Bedürfnis, Gott zu fragen. Wie würden wir reagieren, wenn wir in einer verzweifelten Situation wären? Woher würden wir Hilfe holen? Bei David sehen wir den Ansatz von ganz praktischer Demut. Im Philipperbrief steht, dass Gott uns all unseren Nöten begegnen wird nach seiner Herrlichkeit in Christus Jesus. Wenn wir diese Bibelstelle nicht nur lesen und zitieren, sondern im alltäglichen Leben in Anspruch nehmen, bedeutet es, dass wir demütig sind. Nicht wir führen die Lösungen krampfhaft herbei, sondern wir fragen Gott. Weil er all unseren Nöten begegnet, können wir mit all unseren Nöten zu Ihm gehen. Wieviele Nöte sind alle Nöte? ALLE. Was immer deine Nöte sind egal in welchen Bereichen, Gott möchte deinen Nöten begegnen. Du musst einsehen, dass nur Gott dir helfen kann. Andere Beispiele von David sehen wir in 2. Samuel 5, 23, 2. Samuel 21, 1 und 1. Chronik 14, 10 und 14.
Demut ist nicht Selbstzweck
Gott verlangt von uns nicht nur, dass wir demütig sind als Selbstzweck, sondern Er hat uns auch Verheissungen gegeben. Demut ist eine Voraussetzung für Segnungen in unserem Leben. Z. B. in Sprüche 15, 33 und 18, 12 steht beide Male geschrieben, dass der Ehre Demut voraus geht. In Sprüche 22, 4: Die Folge der Demut, der Furcht Jahwes, ist Reichtum und Ehre und Leben. Wenn wir von Gott Reichtum, Ehre und Leben erhalten, dann haben wir das einzig Wahre (the real thing) bekommen. Wenn Gott uns dies schenkt, dann dürfen wir es schätzen, annehmen und geniessen.
Demut muss man suchen
In Zephanja 2, 3 werden wir aufgefordert, die Demut zu suchen:
Suchet Jahwe, alle ihr Sanftmütigen des Landes, die ihr sein Recht gewirkt habt; suchet Gerechtigkeit, suchet Demut; vielleicht werdet ihr geborgen am Tage des Zornes Jahwes.
Wenn wir sie suchen müssen, bedeutet dies, dass sie verschwinden oder verlorengehen kann. Plötzlich kann man anfangen mit: ICH bin ein guter Christ, ICH bin demütig! Das stimmt dann eigentlich gar nicht mehr. Man meint man sei gut drauf, aber es hat sich Stolz eingeschlichen. Darum steht die Aufforderung, die Demut zu suchen.
Wie weiter?
Ich möchte euch ermutigen, noch mehr in dieses Thema hineinzugehen und wirklich zu verstehen, was Demut wirklich ist, was sagt die Bibel über Demut, holt die Konkordanz hervor und schlagt die vielen Stellen über Demut nach und lasst euch von Gott beschenken mit dem was Er euch sagen will. Wendet dies in eurem Leben an und ihr werdet ein gesegnetes Leben haben, denn Gott widersteht dem Hoffärtigen, dem Demütigen gibt er Gnade. Jeder möchte von Gott beschenkt werden. Gott soll uns erhöhen und nicht Menschen. Wenn Gott uns ehrt hat dies Bestand. Wenn Menschen uns ehren, wissen wir nicht welche Motivation dahintersteht, sie kann gut sein, doch die Menschen können uns fallen lassen. Dann ist der Fall gross. Wenn Gott uns Gnade gibt und uns erhöht, dann hat dies Bestand. Es darf eine Ehre für uns sein, wenn Gott uns erhöht. Dadurch können wir in dieser Welt ein Zeugnis sein für Ihn. Demut ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg wie wir an dem Ort, an dem wir sind, Gottes Reich bauen können. Der Herr segne dich dabei.
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