Die Opfer im Alten Testament können uns den Eindruck geben, wie schlecht der Mensch gegenüber Gott ist. Gott hat dem Volk Israel im Sinai die Gesetze gegeben um ihnen einen Spiegel vorzuhalten und zu zeigen wie sie sind. Sie waren alles andere als perfekt. Gottes Bedingungen, um mit Ihm Gemeinschaft zu haben, wurden immer wieder gebrochen. Das soll das Gesetz aufzeigen. Das Volk Israel könnte unter Verdammnis leiden, weil jeder einzelne ständig das Gesetz gebrochen hatte. Doch Gott hat nicht nur das Gesetz, den Buchstaben, gebracht, sondern auch eine Lösung, um diesem Sündenproblem zu begegnen. Die Lösung lautete: Opfer. Denn:
„Ohne Blutvergiessen geschieht keine Vergebung.“ (Hebr. 9, 22 / LUT)
Das hebräische Wort für Opfer heisst korban. Das bedeutet „sich nähern“ oder „heranbringen“. Sünde trennt von Gott, doch das Opfer bringt Mensch und Gott wieder zusammen. Im Alten Testament kennen wir hauptsächlich fünf Opfer. Diese sind Sündopfer, Schuldopfer, Brandopfer, Speisopfer und Heilsopfer. Sündopfer und Schuldopfer sind Pflichtopfer, während die anderen drei freiwillig sind. Jeder dieser Opfer hatte einen speziellen Zweck, den wir nun gemeinsam anschauen.
Opfer sind viel mehr als blosse Rituale
Diese Opfer sind keine mechanischen Rituale, bei denen die Beteiligten teilnahmslos sind. Im Gegenteil sind es äusserliche Zeichen eines innerlichen Verlangens wieder mit Gott Gemeinschaft zu haben. In der heutigen Zeit würden wir sagen, dass die Israeliten ihre Handlung mit Glauben vermengt haben, denn sie waren überzeugt, dass dadurch die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt würde.
In der Geschichte von Israel sehen wir, dass es Gott eigentlich nicht auf die äussere Einhaltung der Rituale ankommt, sondern auch die innerliche Haltung stimmen musste.
„Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.“(Hos 6,6 / LUT)
In Jes 1, 11 – 19 hat Gott genug von den Opfern, weil das Volk nicht die richtige Einstellung hatte und mit dem Opfer kein Sinneswandel einherging. Vielmehr sündigten die Israeliten, denn sie wussten, dass es eine Vergebung der Sünden gibt. Das kommt uns doch bekannt vor oder nicht?
11 Was soll mir die Menge eurer Opfer?, spricht der HERR. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fettes von Mastkälbern und habe kein Gefallen am Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke.
12 Wenn ihr kommt, zu erscheinen vor mir – wer fordert denn von euch, dass ihr meinen Vorhof zertretet?
13 Bringt nicht mehr dar so vergebliche Speisopfer! Das Räucherwerk ist mir ein Gräuel! Neumonde und Sabbate, wenn ihr zusammenkommt, Frevel und Festversammlung mag ich nicht!
14 Meine Seele ist Feind euren Neumonden und Jahresfesten; sie sind mir eine Last, ich bin“s müde, sie zu tragen.
15 Und wenn ihr auch eure Hände ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch; und wenn ihr auch viel betet, höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind voll Blut.
16 Wascht euch, reinigt euch, tut eure bösen Taten aus meinen Augen, lasst ab vom Bösen!
17 Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft den Unterdrückten, schafft den Waisen Recht, führt der Witwen Sache!
18 So kommt denn und last uns miteinander rechten, spricht der HERR. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiss werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden.
19 Wollt ihr mir gehorchen, so sollt ihr des Landes Gut geniessen.
Sündopfer (3. Mo 4,1-5+13 / 3. Mo 6,24-30)
Jeder Mensch hat irgendwann in seinem Leben mindestens eines von Gottes Gesetzen übertreten. Dadurch fallen wir bei Gott in Schuld. Die Bibel nennt es sündigen. Weil wir sündigen seit es Adam und Eva gibt, musste Gott eine Lösung schaffen. Als Antwort auf unsere Sünde schuf Gott das Sündopfer (s. 3.Mo 4). Beim Sündopfer geht es primär nicht um die Sünden, die wir tun, sondern um unseren Status als Sünder. Als Sünder tun wir die Sünden. In 3.Mo 4 stehen die Anweisungen dazu. In Vers 35 gibt Gott die Verheissung, wenn die Opferung eingehalten wird: „Und so tue der Priester Sühnung für ihn wegen seiner Sünde, die er begangen hat, und es wird ihm vergeben werden.“ (ELB)
Das Sündopfer hat mit unserer Stellung zu Gott zu tun. Durch die Opferung wird die Stellung wieder in Ordnung gebracht.
Schuldopfer (3. Mo 5,14-19 / 3. Mo 7,1-10)
Das Schuldopfer hat mit unserer Lebensweise mit Gott zu tun. Hier geht es um Sünden, die im Alltag passieren. Im Alltag kommen wir so schnell in Situationen, in denen wir dann wissentlich oder unwissentlich sündigen. Das Schuldopfer (3. Mo 5) gibt uns Vergebung. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu sehen, dass Gott ein Schuldenbekenntnis verlangt. Wenn eine Person aus dieser Sünde einen Nachteil erlangte, dann musste dieser wieder gutgemacht werden.
Brandopfer (3. Mo 1,3-17 / 3. Mo 6,8-13)
Das Brandopfer, wie auch die beiden folgenden Opfer, sind freiwillige Opfer. Das betont die Bibel auch (3. Mo 1). Darüber hinaus wird dieses Opfer auch als wohlgefällig angesehen. Das geopferte Tier wird vollständig, ausgenommen das Fell, verbrannt. Es ist ein Zeichen der Hingabe zu Gott, das stellvertretend durch ein Tier gezeigt wurde.
Speisopfer (3. Mo 2 / 3. Mo 6,14-23)
Das Speisopfer ist das einzige Opfer, bei dem kein Blut floss. Doch dieses Opfer wurde immer zusammen mit dem Brandopfer gegeben. Es symbolisiert den Wandel in der Gemeinschaft mit Gott.
Heilsopfer (oder Friedensopfer / 3. Mo 7,11-21)
Alle vorhergehenden Opfer führen zum Heilsopfer. Es ist der Ausdruck der vollständigen Einheit mit Gott. Zusammen mit dem Priester wurde das Opfer dargebracht. Es wurde immer zusammen mit einem Tieropfer dargebracht. Das eigentliche Heilsopfer waren Kuchen, ungesäuerte Fladen, Weizengriess und Brot. Anders als bei den anderen Opfern konnte nicht nur der Priester sondern auch die Person, die das Opfer brachte, davon essen.
Zu bemerken ist, dass kein einziges dieser Opfer wirklich Sünden vergeben konnte. Die Bibel spricht Klartext. Durch das Opfer wurden die Sünden nur zugedeckt. Sind sie noch da? Ja, aber sie sind zugedeckt oder nicht mehr sichtbar. Erst als Jesus am Kreuz starb und auferstand wurden die Sünden weggetan. Jedes dieser Opfer war ein Bild für Jesus und hatte in Ihm die eigentliche Erfüllung.
Jesus war das Sündopfer. Er hatte unsere sündige Natur auf sich genommen. Am Kreuz auf Golgatha wurde Jesus zur Sünde. Damals erlebte Jesus zum ersten Mal, was es heisst von Gott getrennt zu sein. Darum schrie er auch: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ (Mat 27, 46) Ihm wurde die ganze Tragweite der Sünde bewusst, denn Er erfuhr sie an seinem ganzen Körper.
Jesus war aber auch das Schuldopfer. Jesus starb für unsere Sünden, die wir durch unsere Lebensweise begehen oder begangen haben. Damit sind die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden von ihnen, von mir und der ganzen Menschheit gemeint. So wie die Sünden der jeweiligen Person auf das Tier übertragen wurde, so fand auch dieser Transfer unserer Sünden auf Jesus statt.Verstehen sie mich richtig, ich vertrete hier nicht die Allversöhnung der Menschheit. In unserem Rechtsstaat gibt es Dinge auf die wir von Gesetzes wegen einen Anspruch haben. Doch wir müssen diesen Anspruch geltend machen, sonst können wir nicht davon profitieren. Jesus hat so zusagen die gesetzliche Ausgangslage geschaffen, doch jeder Mensch muss seinen „Anspruch“ bei Gott geltend machen. Ich werde später noch darauf zurückkommen.
So wie das Tier beim Brandopfer vollständig geopfert wurde, so gab Jesus sein Leben vollständig Gott hin. Als Er lebte, lebte Er nicht für sich, sondern tat den Willen Gottes. Sein ganzes Leben kreiste sich um Gott: „Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.“ (Joh. 4,34 / LUT) Jesus hatte ein Lebensstil, der darin bestand, denn Willen Gottes zu tun. Auch wenn es Seinen Tod bedeutete.
Als Jesus von Seinem Tod und Seiner Auferstehung redete, sprach Er mit folgendem Bild: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Joh. 12,24 / LUT) Aus den Weizenkörnern wird Brot gemacht. So wie Jesus das Weizenkorn ist, so ist Er aber auch das Brot des Lebens. Erkennen sie das Speisopfer? Es symbolisiert den Wandel in der Gemeinschaft mit Gott. Jesus drückte es folgendermassen aus: „Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“ (Joh. 8,29 / LUT) Hier sehen wir nicht den blinden Gehorsam, sondern den Ausdruck Seiner Liebe zu Gott indem Er tat, was Gott gefiel.
Als die Engel Jesu Geburt ankündigten proklamierten sie den Menschen Frieden. Der Prophet Jesaja sagte über die Geburt Jesus aus, dass Er ein Friedefürst sein wird (Jes. 9,5). Im nächsten Vers spricht er sogar von Jesu Reich, in dem Frieden herrschen wird. Diesen Frieden können wir jetzt schon im unsichtbaren Königreich Gottes erfahren, doch wenn Jesus sichtbar die Herrschaft antritt ist dieser Frieden offensichtlich. Dieser Friede konnte nur durch den Tod Jesu geschehen. Auch hier sehen wir die Erfüllung des alttestamentlichen Heils- oder Friedensopfer.
Das Passahlamm
Das Volk Israel war für 430 Jahre in der Sklaverei in Ägypten. Nun war die Zeit gekommen, dass Gott sein Volk aus Ägypten führte. Deshalb ernannte er Moses als Befreier. Mehrmals erschien Moses vor dem Pharao. Trotz vielen Plagen gab der Pharao nicht nach. Er zeigte nur Nachsicht, damit die Plagen aufhörten. Sobald dies geschehen war, verhärtete der Pharao sein Herz. Zuletzt warnte Gott den Pharao vor der Tötung der Erstgeborenen, sei es Mensch oder Tier. Der Pharao war aber nicht sonderlich beeindruckt. Parallel dazu gab Gott auch dem Volk Israel Instruktionen. Jeder Haushalt musste ein Lamm von der Herde nehmen und es vier Tage abgesondert halten, um es zu beobachten. Es sollte männlich, einjährig und ohne Makel sein. Am vorgesehenen Tag musste das Volk Israel das Lamm schlachten. Das Blut musste draussen an den Türrahmen gestrichen werden. Das Volk Israel musste sich in dieser Nacht im Haus aufhalten, so waren sie unter dem Schutz des Blutes. Das Fleisch vom ganzen Lamm musste über dem Feuer gegrillt und mit ungesäuertem Brot und bitteren Kräutern gegessen werden. Alles musste aufgegessen werden. Sollte doch noch etwas übrig bleiben, dann musste es im Feuer verbrannt werden. Um Mitternacht tötete der Herr jede Erstgeburt in Ägypten. Nur das Blut an der Türe gab den Israeliten den nötigen Schutz.
Viele Begebenheiten im Alten Testament haben auch einen bildhaften Charakter. So steht Ägypten für die Welt oder dieses Weltsystem. Der Herr befreite die Israeliten aus der Hand des Pharaos. Die Israeliten mussten ein Lamm schlachten und das Blut an die Türe streichen. Das Blut machte den Unterschied zwischen Ägypter und Israeliten. Jahre später wurde das Lamm Gottes, Jesus Christus, am Kreuz von Golgatha geopfert. Noch heute muss Jesu Blut persönlich in Anspruch genommen werden, damit ein klarer Unterschied zwischen Menschen dieser Welt und Gottes Volk gemacht werden kann. Daher ist das ganze Passah ein Typus von Jesus Christus als unserem Erlöser. Hätten die Israeliten das Blut nicht an die Tür gestrichen, dann wären die Plagen auch auf Sie gekommen. Auch zur jetzigen Zeit geht die Welt einem Gericht Gottes entgegen, doch nur wer das Blut Jesu für sich persönlich beansprucht kann dem entgehen.
Diese Opfer und die Stiftshütte sind unzertrennbar
Die oben erwähnten Opfer fanden ihren Anfang mit der Stiftshütte. Was es mit der Stiftshütte auf sich hat, erkläre ich in einem separaten Beitrag.